Dienstag, 27. Juli 2010

Periodensystem des irrationalen Blödsinns

Ein skeptischer Mitstreiter hat ein wunderbares Periodensystem des irrationalen Blödsinns aufgestellt:


(c)

Homöopathie - der Stein der Weisen!

Im Moment findet sowohl im Netz (z.B. Fefe, GWUP) wie in den klassischen Medien (z.B. Der Spiegel 28/2010 vom 12.07.2010; Spiegel Online-Dossier; ZEIT-Online; Der Tagesspiegel) ein Thema Beachtung, das lange Zeit in der Versenkung verschwunden war: die Homöopathie. Aktueller Anlass der Debatte sind die chronisch knappen Kassen der Krankenversicherungen. In einem Gespräch mit dem Spiegel äußerte der SPD-Obmann im Gesundheitsausschuss des Bundestags, Prof. Karl Lauterbach, den Vorschlag, den Krankenkassen eine Erstattung von homöopathischen Leistungen zu verbieten. Da konnte die CDU freilich nicht hintanstehen. Am selben Tag zeigte sich der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn ebenfalls offen, die homöopathische Behandlungen als Kassenleistung zu streichen - selbstverständlich nicht ohne den Hinweis, man habe schließlich die "Wahltarife für Homöopathie seinerzeit auf Wunsch von SPD und Grünen eingeführt." Bei soviel Einigkeit darf der Advocatus diaboli nicht fehlen. Und so verteidigt der Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) als ordentlicher Liberaler natürlich die Wahlfreiheit: "Wenn eine Krankenkasse diesen Weg geht, kann und sollte ihr das nicht verwehrt werden."

Angesichts der massiven Probleme, denen die deutsche Regierung momentan gegenüber steht (Finanz- und Bankenkrise, Krieg in Afghanistan, Koalitionskrach usw.) mag man sich fragen, ob denn ausgerechnet jetzt eine Auseinandersetzung mit diesem doch eher randständigen Thema nottut. Vor allem mit Blick auf die tatsächlich eher geringen Kosten, die im Zuge homöopathischer Behandlungen anfallen, scheint es sich hier eher um eine Grundsatzdiskussion als ein praktisch gerechtfertigtes Ansinnen zu handeln. Denn: es ist Sommer, und da rücken gerne mal die Protagonisten der zweiten Reihe nach vorne, um ihre dringenden Anliegen in die Öffentlichkeit zu tragen.

Nun soll man die Feste feiern, wie sie fallen. Eine Diskussion um Scharlatanerie in der Medizin ist sicherlich erforderlich, denn hier geht es nicht in erster Linie um eine Entlastung der Kassen, sondern um das Wohl des Patienten. Doch gerade von dieser Seite wird gerne auf die vermeintlichen oder tatsächlichen Heilungserfolge verwiesen. Hat die Homöopathie nun einen Effekt? Tatsächlich bin ich der Auffassung, dass dies der Fall ist...

In einem Blog-Kommentar zum Thema hatte ich unlängst auf den Verkauf des Homöopatikums "Excrementum canium" hingewiesen, das landläufig als "Hundescheiße" bezeichnet wird (exakter, um nicht zu sagen “wissenschaftlicher”: “Kot eines mit Kuhpansen gefütterten Mischlingshundes”). Dieses wird zu Preisen zwischen 2,85€ und 17,70€ je Gramm angeboten. Da sage man nicht, die Homöopathie hätte keinen Effekt. Natürlich hat sie den: Sie macht aus Scheiße Gold und stellt damit den von den Alchemisten lange erfolglos gesuchten Stein der Weisen dar, der unedle Stoffe zu Gold oder Silber verwandeln kann. Damit sorgt für eine Umverteilung der Vermögensgüter von dumm (man mag auch sagen: leichtgläubig) nach gerissen (oder: skrupellos). Auf sowas muss man erstmal kommen! (Siehe auch den Beitrag der NZZ dazu.)

Ein anderer Kommentator des Blogbeitrags war so freundlich, auf meinen Kommentar zu antworten:
Ist das wirklich so viel absurder als die Gewinnung von Medikamenten (Insulin) aus Schlachthofabfällen? Vielleicht nicht die gleiche Liga, aber auf jeden Fall das gleiche Spiel.
Sollte die Herstellung von "Excrementum canium" wirklich vergleichbar sein mit dem Herstellungsprozess eines schulmedizinischen Medikaments, z.B. Insulin? Dass man bei der Erzeugung von Nahrungs- und Arzneimitteln besser nicht Einblick in die Details nimmt, will man seinen Appetit nicht verlieren, ist ein altbekannter Ratschlag (z.B. zibetkatzenveredelter Kaffee). Man sollte jedoch nicht dem Trugschluss aufsitzen, alle Arten wie auch immer "fachgerechter" Herstellung wären von gleicher Güte:
ERSTE HEXE. Die gelbe Katz' hat dreimal miaut.

ZWEITE HEXE. Ja, und einmal der Igel quiekt.

DRITTE HEXE. Die Harpye schreit: – 's ist Zeit.

ERSTE HEXE. Um den Kessel dreht euch rund,
Werft das Gift in seinen Schlund!
Kröte, die im kalten Stein
Tag' und Nächte, dreimal neun,
Zähen Schleim im Schlaf gegoren,
Sollst zuerst im Kessel schmoren!

ALLE. Spart am Werk nicht Fleiß noch Mühe,
Feuer sprühe, Kessel glühe!

ZWEITE HEXE. Sumpf'ger Schlange Schweif und Kopf
Brat' und koch' im Zaubertopf:
Molchesaug' und Unkenzehe,
Hundemaul und Hirn der Krähe;
Zäher Saft des Bilsenkrauts,
Eidechsbein und Flaum vom Kauz:
Mächt'ger Zauber würzt die Brühe,
Höllenbrei im Kessel glühe!

ALLE. Spart am Werk nicht Fleiß noch Mühe,
Feuer sprühe, Kessel glühe!

DRITTE HEXE. Wolfeszahn und Kamm des Drachen,
Hexenmumie, Gaum und Rachen
Aus des Haifisch scharfem Schlund;
Schierlingswurz aus finsterm Grund;
Auch des Lästerjuden Lunge,
Türkennas' und Tartarzunge;
Eibenreis, vom Stamm gerissen
In des Mondes Finsternissen;
Hand des neugebornen Knaben,
Den die Metz' erwürgt im Graben,
Dich soll nun der Kessel haben.
Tigereingeweid' hinein,
Und der Brei wird fertig sein.

ALLE. Spart am Werk nicht Fleiß noch Mühe,
Feuer sprühe, Kessel glühe!

ZWEITE HEXE. Abgekühlt mit Paviansblut,
Wird der Zauber stark und gut.
(Shakespeare, Macbeth, 4. Akt, 1. Szene)
Andere Liga, aber gleiches Spiel?? Ich habe meine Zweifel! Was zählt, ist die überprüfte Wirkung der Inhaltsstoffe eines Arzneimittels. Und an dieser Stelle kommt Homöopathie eben nicht über die Wirkung eines Placebos hinaus. Nein - der Unterschied zwischen Homöopathie und Schulmedizin (und dazu zähle ich auch Naturheilmittel) ist qualitativer Natur; die Erzeugung des Wirkstoffs und Überprüfung seiner Wirksamkeit beruhen auf wissenschaftlichen, d.h. belastbar getesteten, transparenten und falsifizierbaren Methoden. Will die Homöopathie in diesem Spiel mitspielen, muss sie diese Regeln übernehmen. Sonst bleibt sie, was sie gegenwärtig ist: fauler Zauber.

Mittwoch, 21. Juli 2010

"Ende der Gottesleugnung: Atheismus ist tot!"

Nun mal ein ganz besonders schönes delusionäres Schmuckstück:




Man muss schon sagen: Der Soundtrack ist gut gewählt und lässt an Dramatik nichts zu wünschen übrig. Auch die Bilder sind beachtlich: lodernde Flammen, die vom "Zusammenbruch des Atheismus" künden, Stonehenge mit zeitgerafftem Wolkenhimmel, ein Sonnenuntergang vor düster dräuenden Wolken. Da bleibt kein Auge trocken.

Und dann die Stimme aus dem Off...: In einem erfreulich nüchternen Duktus (wenngleich auch zeitlich zuweilen etwas gestrafft) wird die Geschichte des Atheismus und seine angebliche Widerlegung durch die neusten Erkenntnisse der Wissenschaft dargestellt. Die Nennung (mehr ist es nicht) der Vertreter einer im Video zu Recht oder Unrecht geziehenen atheistischen Position überspringe ich jetzt mal. Abgesehen von der tendenziösen, unterkomplexen Beschreibung kann man das im Großen und Ganzen so stehen lassen. Weitaus interessanter sind die vorgeblichen "Widerlegungen" des Atheismus durch die Wissenschaft. Dabei verrät eine kurze Einblendung (0:43), dass das Video sich an den Werken von Harun Yahya orientiert, dessen Webseite über seine Intentionen umfänglich Auskunft gibt.

Zunächst wird mehrfach ganz allgemein darauf hingewiesen, dass es die moderne Wissenschaft selbst ist, die die Grundannahmen des Atheismus widerlegt. Die Fortschritte in Politik, Soziologie, Astronomie, Biologie, Psychologie und Sozialethik würfen diese Grundannahme(n) um, um nicht zu sagen: "über den Haufen".

Als Beleg wird folgende "Analyse" des angeblich bekannten amerikanischen Autors Patrick Glynn (von dem anscheinend nur zwei Bücher erschienen sind, wovon nur besagtes verfügbar ist) zitiert:
Die Forschung der vergangenen Jahrzehnte hat nahezu alle wesentlichen Grundannahmen und Vorhersagen über den Haufen geworfen, die über die Existenz oder Nichtexistenz Gottes von einer früheren Generation moderner, säkularer, atheistischer Denker gemacht wurden...
Im Verlauf eines Jahrhunderts in der großen Debatte zwischen Wissenschaft und Glauben haben sich die Ansichten vollständig geändert... Heute weisen alle konkreten Daten in die Richtung der Gottes-Hypothese...
(aus: "GOD - The Evidence",
1997, S. 19-20; Video: 3:55)
Dabei fällt zunächst die Wortwahl des Sprechers auf: Die mit dem angeführten Zitat belegte Behauptung wird als Analyse bezeichnet. Bei einer Analyse handelt es sich jedoch nicht nur um eine bloße Tatsachenbehauptung, sondern vielmehr um eine systematische Untersuchung auf der Grundlage einer Zerlegung des betrachteten Gegenstands. Womöglich wird eine wie auch immer geartete Analyse in dem angeführten Buch durchgeführt. Viel wahrscheinlicher erscheint aber die Annahme, der Ersteller des Videos ist sich über den Begriff der Analyse und die damit verbundenen wissenschaftlichen Methoden (die sich je nach Disziplin unterscheiden) nicht im Klaren.

Im Weiteren werden zwei vermeintlich atheistische Grundbehauptungen als angeblich falsch entlarvt:
  1. Die Hypothese von der ewigen Existenz des Universums sowie
  2. die Hypothese von seiner zufälligen Entstehung.
Als Beleg für die Erschaffung des Universums werden die Urknalltheorie und die ihr zugrunde liegenden Beobachtungen einer Ausdehnung des Alls angeführt. Tatsächlich war zu Beginn des 20. Jhds. noch nicht klar, ob das Universum, wie wir es kennen, einen Anfang besitzt, oder ob es nicht vielmehr anfangslos schon immer existierte. Letztere Position vertrat etwa der 1600 auf Betreiben der Inquisition wegen Ketzerei auf dem Scheiterhaufen hingerichtete Giordano Bruno, der die (zeitliche und räumliche) Unendlichkeit des Alls aber durchaus mit der Annahme eines unendlich mächtigen Gottes vereinbar fand. Erst die astronomische Entdeckung der Rotverschiebung entfernter Nebeln Anfang des 20. Jhds. legte die Vermutung eines sich ausdehnenden Alls nahe. Die theoretische Grundlage einer solchen Ausdehnung hatte, unbenommen seiner zunächst anderslautenden persönlichen Auffassung, Albert Einstein im Jahr 1915 mit seiner Allgemeine Relativitätstheorie geliefert. Die erste Ausformulierung einer Ausdehnungstheorie des Alls entwickelte jedoch erst 1927-33 der Priester und Astronom Georges Lemaître. Der theologische Hintergrund Lemaîtres forderte dabei atheistische Kritiker heraus, von denen Sir Fred Hoyle der theologiekompatiblen Theorie des "Ureis" den eigentlich lächerlich gemeinten Namen "Big bang" verlieh.

Tatsächlich hat die Vorstellung eines durch einen Urknall entstandenen Universums atheistische Wissenschaftler immer wieder zu Zweifeln angeregt. So auch den ehemaligen Herausgeber des Wissenschaftsjournals Nature John Maddox, der 1989 in seinem Artikel Down with the Big Bang (Nature, 340: 425, 1989) gegen diese Theorie Stellung bezog. Unglücklicherweise nicht auf der Grundlage besserer wissenschaftlicher Erkenntnisse, sondern aus weltanschaulichen Gründen, da die Urknall-Theorie kreationische Positionen rechtfertigen würde. Eine solche, durchaus unwissenschaftliche Folgerung von einer weltanschaulichen Ansicht auf eine wissenschaftliche Theorie goss freilich Wasser auf die Mühlen der Kreationisten. Mit seinem sicher gut gemeinten Artikel hatte Maddox der Wissenschaft einen Bärendienst erwiesen. Entsprechend findet sich der Verweis auf ihn auch in diesem Video (5:15).

Kreationisten folgern nun aus der Expansion des Alls seine "Geschaffenheit". Wenn das Universum einen Anfang besitzt, so auch die Meinung im Video, muss ein Gott es erschaffen haben.
Materie und Zeit wurden von einem unendlich mächtigen Schöpfer erschaffen, der an beides nicht gebunden ist. Der Schöpfer des Universums, das wir bewohnen, ist Allah, der Herr aller Welten.
(6:05)
Dies muss jedoch keineswegs notwendig der Fall sein. Der Verweis auf eine zufällige Entstehung mag Vielen an dieser Stelle womöglich nicht genügen. Gemäß dem Grundsatz "von nichts kommt nichts" bleibt stets die Frage nach der Grundlage einer zufälligen Entstehung. Dass diese selbstverständlich durch die Annahme eines Gottes ebenfalls nicht beantwortet wird, ist sofort einsichtig. Aber anscheinend fällt es vielen Gläubigen leichter, die Kette von Fragen bei einem persönlichen Gott enden zu lassen, als bei den letzten empirisch belegbaren Tatsachen...

In einem weiteren Teil sucht das Video die Hypothese einer zufälligen Entstehung (und Entwicklung) des Universums zu widerlegen. 
Wissenschaftler haben zum ersten Mal 1970 entdeckt, wie sensibel die physikalischen Gleichgewichte im Universum zusammengewirkt haben, damit menschl. Leben entstehen konnte.
(7:00)
Unterlegt ist diese Behauptung interessanterweise mit einem Bild des im Rahmen des SETI-Projekts aufgezeichneten sog. Wow-Signals, das zwar für sich genommen durchaus interessant ist, aber in überhaupt keinem inhaltlichen Zusammenhang mit den Aussagen des Videos steht. Immerhin sieht man ein offensichtlich auf wissenschaftlichem Wege erzeugtes Dokument mit unverständlichen Zahlen- und Symbolreihen, auf dem ein erstauntes "Wow" notiert ist. Ansonsten belegt dies nur die Leichtfertigkeit, mit der hier Wissenschaft missbraucht wird.

Die Kernaussage lautet nun:
Als die Forschungen sich vertieften fand man heraus, dass die Gesetze der Physik, Chemie und Biologie, fundamentale Kräfte wie Gravitation, Elektromagnetismus sowie die Struktur der Elemente dem menschlichen Leben ideal angepasst sind.
(7:17)
Diese Aussage dokumentiert am besten, wie wenig dem Ersteller des Videos, und mit ihm sicher die meisten Kreationisten, die Kopernikanische Wende gelungen ist. Selbstverständlich stehen die Naturgesetze im engsten Verhältnis mit dem menschlichen Leben! Wie solten sie auch nicht? Denn wären sie nicht so ausgestaltet wie es der Fall ist, gäbe es (wahrscheinlich) kein (menschliches) Leben, ja vielleicht noch nicht einmal Materie. Dieses "Anthropische Prinzip" spricht jedoch überhaupt nicht gegen eine zufällige Entstehung. Genauso wenig lässt sich aus einem Lottogewinn der Schluss ziehen, er wäre gottgewollt. Irgendjemand knackt den Jackpot - und falls nicht, gibt's die Woche drauf die nächste Chance. Die Feinabstimmung der Naturkonstanten, auf die hier verwiesen wird, ist natürlich erstaunlich. Ebenso erstaunlich wie ein Lottogewinn - für den Gewinner. Für die Lottogesellschaft indes ist er eine regelmäßig vorkommende Banalität.

Die Verwunderung über die Tatsache, dass dem Universum just solche Naturkonstanten und Gesetzmäßigkeiten zugrunde liegen, die unsere Entstehung ermöglichen, lässt sich mit Verweis auf die Viele-Welten-Interpretation abschwächen. Wenn unser Universum nur Teil eines weitaus größeren Multiversums wäre, in dem jede Menge (um nicht zu sagen: alle möglichen) weiteren Universen existieren, die von unserem zum Teil auch deutlich abweichen, muss man nicht mehr erstaunt sein, dass es uns überhaupt gibt. Wir wären die glücklichen Lottogewinner.

Eine alternative Antwort bietet darüber hinaus die Vorstellung eines "schwingenden" Universums. So ist es durchaus vorstellbar, dass einem Urknall und der anschließenden Ausdehung des Alls ein Kollaps folgt und das Universum schließlich in einem Big Crunch zusammenfällt, dem wiederum ein neuerlicher Urknall folgt. Die Naturkonstanten des auf diese Weise neu geschaffenen Universums könnten dann abhängen von den letzten Strukturen der in den Big Crunch eingegangenen Materie. An dieser Stelle wird die physikalische Kosmologie hochspekulativ, aber das sind ja gerade die spannenden Bereiche der Wissenschaft.

Beide Überlegungen zeigen, wie gut sich die Vorstellung eines sich entwickelnden Universums mit der eines ewigen "Metaversums" vereinbaren lässt. Freilich bleibt die Frage nach der Grundlage dieses Meta-/Multiversums...

Wie ist also abschließend dieses handwerklich sicher nicht schlecht gelungene Filmchen zu bewerten?
Die Belege der Kernaussagen stellen sich bei näherer Betrachtung als nicht belastbar heraus. Weder die Entstehung des Universums aus einer Singularität, noch die spezifische Form der Naturkonstanten und -gesetze lässt den Schluss auf eine göttliche Erschaffung des Universums zu.

Und im übrigen: selbst wenn dies der Fall wäre, bliebe immer noch zu klären, durch welchen Gott. Bis zur (Wieder-)Aufnahme dieser Hypothese (Laplace) in kosmologische Theorien sollen sich die entsprechenden Glaubensvertreter bitte erst einmal über ihre Gottesvorstellung einig werden. Wenn es soweit ist, kann man evtl. die Existenz Gottes wieder in Erwägung ziehen (sofern man dann nicht ohnehin dazu gezwungen wird).

(Mit freundlicher Genehmigung der religionsfreien Zone)

Allgemein fällt bei diesem Video die von Kreationisten und Verwandten oft verwendete Strategie auf, die deutlich auf die vorempirischen Wurzeln dieser Argumentation verweist: Gern werden Behauptungen zitiert, am besten von namhaften Personen, doch eine eigenständige Prüfung, gar eine empirische, dieser Aussagen wird weder geliefert noch angeregt. Es besteht hier eine deutliche Nähe zur Geisteshaltung der Scholastik, bei der die herangezogenen Autoritäten unkritisiert die Axiome für die weitere Argumentation bildeten. Erst die von Francis Bacon begründete empirische Methode brach mit dieser Vorgehensweise. Und hinter Bacon (1561-1621) indes fällt der Ersteller dieses Videos zurück. Er ist auf dem besten Weg ins Mittelalter.

Montag, 19. Juli 2010

Brustbügeln

Alexander Göbel von Tagesschau-online berichtet von der grausamen Praxis des "Brustbügelns" in einigen Regionen Westafrikas. Was auf den ersten Blick amüsant klingt, bezeichnet eine ebenso absurde wie abstoßende Tradition: Jungen Mädchen, oft bereits im Alter von 8 Jahren, wird von ihren Müttern mit heißen Steinen die Brust massiert. Diese schmerzhafte Behandlung soll einem frühzeitigen Brustwachstum vorbeugen und so die sexuellen Reize unterdrücken, die anscheinend zu ungewollten Schwangerschaften führen. Was selbstverständlich nicht gelingt. Stattdessen leiden die Betroffenen ein Leben lang unter qualvollen Schmerzen und einem erhöhten Brustkrebsrisiko. Dass vorzeitige Schwangerschaften ebenfalls nicht verhintert werden, versteht sich beinahe von selbst.

Was an dieser Nachricht zunächst erstaunen mag: Es sind stets die Mütter selbst, die ihre Töchter auf diese Weise drangsalieren. Ebenso wie im Fall der Genitalverstümmelung werden so von den Betroffenen selbst die Praktiken fortgeschrieben, deren Opfer sie selbst waren.

Darüber hinaus lassen diese Praktiken die Behauptungen von manchen rousseauistisch gesonnenen Romantikern in einem kritischen Licht erscheinen, die die "Weisheit" der Naturvölker als ursprünglicher und dadurch wahrer loben. Dieser Fall zeigt, wie dringlich eine Aufklärung not tut, vor allen Dingen eine sexuelle Aufklärung der Frauen.

Und schließlich muss man sich wundern, warum es erneut die Frauen und Mädchen sind, die hier allein die Verantwortung für sittsames Verhalten tragen sollen. Das Verhalten der Männer zu zügeln scheint weder in diesen Gesellschaften noch in weiten Teilen der arabischen Welt eine praktikable Alternative darzustellen. Man fragt sich, warum nicht...

Dem Wahnsinn auf der Spur

Willkommen auf dem Blog des Delusionauten, dem Blog über aktuelle und vergangene Wahnvorstellungen.

Delusion, zu deutsch "Wahn", "Wahnvorstellung", bezeichnet
eine Überzeugung, die
  1. logisch inkonsistent ist oder wohlbestätigtem Wissen über die reale Welt widerspricht und
  2. trotz gegenteiliger Belege aufrechterhalten wird, weil die persönliche Gewissheit der Betroffenen so stark ist, dass sie rational nicht mehr zugänglich sind.

Quelle: Wikipedia
Inhalt dieses Blogs sollen jedoch nicht (primär) pathologische Wahnvorstellungen sein, die im wesentlichen individueller Natur sind, von neurophysiologische Defekten herrühren und eine medizinische Betreuung erfordern. Vielmehr kommentiert es die zahlreichen Ausprägungen gesellschaftlicher Wahnvorstellungen, die der aufgeklärte Geist nur mit Verwunderung zur Kenntnis nehmen kann.

Die Themen dieses Blogs sind vielfältig. Einige Beispiele mögen vorab eine Vorstellung über den geplanten Inhalt geben:
  • Esoterik
  • (unaufgeklärte) religiöse Extremformen
  • UFO-Glaube
  • Verschwörungstheorien
  • ...

Dabei liegt die Bewertung selbstverständlich im Auge des Betrachters! Der Autor dieses Blogs bekennt sich hier zu einer radikal subjektiven Bewertung, entsprechend sind die Einträge dieses Blog stets als persönliche Meinungsäußerungen zu verstehen. Die Verletzung religiöser Gefühle liegt ebenso wenig in seiner Intention wie die Beleidigung konkreter Personen.

Darüber hinaus darf "Aufklärung" nicht (mehr) als bedingungslose Dominanz der Vernunft in allen Lebensbereichen des Menschen aufgefasst werden. Diese radikale Ideologie, die ebenso in die Irre führt wie eine vollständige Absage an die Ratio, zeitigte im 20. Jahrhundert dramatische Folgen, forderte unakzeptable Opfer unter den Menschen und führte zu zum Teil erheblichen Schäden an der Umwelt. Die gegenwärtige Zunahme von irrationalem, hier als wahnhaft aufgefasstem Verhalten und entsprechenden Weltauffassungen mag vor diesem Hintergrund als dialektische Gegenbewegung aufgefasst werden und ist in einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft bis zu einem gewissen Grad ebenso zu tolerieren, wie religiöse und weltanschauliche Positionen, sofern sie im Einklang mit dem deutschen Grundgesetz und den Menschenrechten stehen. Ziel und Zweck dieses Blog ist es indes, den Ausschlag des Pendels bei dieser Gegenbewegung zu dämpfen und eine zukünftige Dominanz der Irrationalität zu verhindern.